Pädagogisch-Bildungsgeschichtliche Statements IV
Informelles Lernen ist der Kern meines Vortrags im Rahmen der Tagung „Pädagogisch-Bildungsgeschichtliche Statements IV“ im „Historischen Klassenzimmer“ in Klagenfurt-Wölfnitz am Donnerstag, 8. September 2016. Es ist bereits mein zweites Statement in dieser pädagogisch-bildungsgeschichtlichen Reihe. Im Rahmen der ersten „Pädagogisch-Bildungsgeschichtliche Statements“ (5. September 2013) ging es um das Thema „Ist Tüchtigkeit ein zeitgemäßes Erziehungsziel?“. Die „Pädagogisch-Bildungsgeschichtlichen Statements III“ (10. September 2015) durfte ich dann moderieren. Soweit die Geschichte.
Der Titel meines Vortrags lautet: „Über den Versuch der Formalisierung des informellen Lernens zwischen Lebenslangem Lernen (LLL), Globalisierung und der Suche nach Kompetenzen.“ Dabei geht es um eine aktuelle Entwicklung in der modernen Wirtschaft bzw. in der Unternehmensentwicklung.
Elmar Lechner hat wieder diese pädagogisch-bildungsgeschichtliche Tagung in Form von kurzen und prägnanten Statements organisiert. Als Keynote Speaker ist es eine besondere Gelegenheit auf dieser Konferenz und in einem solchen akademischen Rahmen zu sprechen. Erfahrungsorientiertes Lernen (EOL) wird dort seit Jahren gelebt! Die Ergebnisse der „Pädagogisch-Bildungsgeschichtliche Statements IV“ werden wieder in den „Retrospektiven in Sachen Bildung“ veröffentlicht. Die Retrospektiven gibt es nunmehr sogar online nachzulesen.
Informelles Lernen – der unsichtbare Teil des Eisbergs
Informelles Lernen wurde im pädagogischen Diskurs von vielen und lange Zeit als nicht relevant ausgeklammert. Teilweise wurde es wohl nicht einmal ignoriert. Dennoch gibt es seit einigen Jahren einen Trend hin zur neuen und steigenden Bedeutung des informellen Lernens zu beobachten, insbesondere als Erfahrungslernen.
Die Diskussion zum Thema Lebenslanges Lernen hat der Frage nach dem informellen Lernen wohl einen entscheidenden Impuls versetzt. Ebenso ist es mit der Suche nach Kompetenzen in Unternehmen (Lernende Organisationen) bzw. in der Europäischen Union.
Das Thema ist insbesondere in der Wirtschaft von großer Bedeutung, weil dort durch den Wettbewerb die Anforderungen an das Lernen in und von Organisationen laufend steigen. Als Unternehmensberater versuchen wir die Effektivität des Lernens in und von Organisation zu erhöhen, indem wir eLearning als Blended Learning mit informellem Lernen verbinden, um letztlich organisationales Lernen zu ermöglichen (Pirker, Ch.: Effektives eLearning als Teil des Integrierten Lernens in Organisationen. In: Siepmann, F. (Hrsg.): Jahrbuch eLearning & Wissensmanagement 2016, Hagen 2016, S. 54-58.). #ELF10
Informelles Lernen – action with reflection
Der Begriff ist nicht neu, das Phänomen ist schon länger bekannt (John Dewey), aber die Bedeutung des informellen Lernens war noch nie so hoch wie sie es heute ist. Informelles Lernen war nach Günther Dohmen (2001) „ein bisher von der deutschen Bildungspolitik, Bildungsforschung und Bildungspraxis weitgehend vernachlässigtes Feld.“ Wieder einmal gilt, dass nicht alles neu ist, was nun im Rahmen des informellen Lernens diskutiert wird. Aber nunmehr hat das informelle Lernen entscheidend an Bedeutung gewonnen. Das macht einen Unterschied zu früher.
Nach Karen Watkins und Victoria Marsyck ist das wichtigste Kennzeichen des informellen Lernens, dass es im Wesentlichen auf der eigenen Verarbeitung von Erfahrungen in Nicht-Lern-Organisationen beruht. Kurz gesagt ist es „action with reflection“. David Livingstone definiert informelles Lernen als „any activity involving the pursuit of understanding, knowledge or skill which occurs without the presence of externally imposed curricular criteria.” Somit gilt jede Form des ungeplanten Lernens als informelles Lernen.
In meinem Vortrag werde ich die Bedeutung der Formalisierung des informellen Lernens für die Wirtschaft und die Unternehmen ansprechen. Dabei werde ich den politischen Rahmen in der Europäischen Union darstellen. Der Rat der Europäischen Union hat 2012 eine Empfehlung zur „Validierung nichtformalen und informellen Lernens‟ abgegeben. In Österreich gibt es seit 2011 eine „Strategie zum lebensbegleitenden Lernen – LLL:2020‟.
Dabei werde ich auf die Praxis im Zusammenhang mit eLearning, effektivem Lernen und der Lernenden Organisation eingehen. Das Ganze wird mit praktischen Beispielen anschaulich dargestellt.
Weitere Blogbeiträge zum Thema
Tagungsband „Pädagogisch-Bildungsgeschichtliche Statements III“ erschienen
Moderation der Pädagogisch-Bildungsgeschichtlichen Statements III
Tagungsband „Pädagogisch-Bildungsgeschichtliche Statements I“ erschienen
Wir verwenden dafür die Begriffe „digitales“ bzw. „analoges“ Lernen. Wobei digital nichts mir Bits & Bytes zu tun hat. Es geht unter anderem um den Art und die Menge der Informationen. Im analogen Anteil ist dies wesentlich mehr und komplexer. Werte und innere Haltung haben hierbei einen wesentlich größeren Einfluss und bilden gleichzeitig dem Nährboden für die Aufnahme digitaler Inhalte. Soweit mal in aller Kürze, und Unausführlichkeit.Die Chance hier on Systemen wirksame Hebel zu bewegen steigt enorm, weil ganz unterschiedliche systemische Prinzipien bedient werden…..
Danke für den Kommentar!