Wie komme ich zu meinem Buch im Selbstverlag? Diese Frage stellt sich mir seit einiger Zeit und das aus unterschiedlichen Gründen. Ich habe mit Verlagen ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht, manche sind absolut kooperativ und zielorientiert, allerdings habe ich den Eindruck, dass ein Buch im Selbstverlag eine spannende Alternative zu einem Buch in einem Verlag darstellt.

Welche Vorteile erwarte ich mir?

Das wichtigste Thema in Zeiten hoher Dynamik und Komplexität (Dynaxity, Heijo Rieckmann) ist für mich die Time-to-Market. Meine Erfahrung in bestehenden Buchprojekten zeigt, dass es trotz aller Bemühungen, in Verlagen mehrere Monate dauert, bis das Buch dann auch am Markt ist. Das ist mittlerweile zwar harmlos im Vergleich zu wissenschaftlichen Review-Zeitschriften, wo die Time-to-Market, durch den sehr aufwendigen Review-Prozess, oft mehr als ein Jahr ausmachen kann. Meine Kunden wollen aber Inhalte, Informationen und Wissen möglichst frühzeitig vermittelt bekommen. Da geht es letztlich um den Kundennutzen!

So gesehen gilt die alte Formel, wenn Du schnell sein willst, dann schreibe doch einen Aufsatz für eine Fachzeitschrift, in vielen Fällen nicht mehr. Eine erfreuliche Ausnahme stellt da u. a. die Österreichische Pflegezeitschrift (ÖPZ) dar, die in ihrem Review-Prozess sehr schnell und pragmatisch ist. Dadurch publiziere ich dort sehr gerne Fachbeiträge für Pflegekräfte und das Pflegemanagement.

Allerdings bin ich beruflich in verschiedenen Branchen und Bereichen tätig, somit lässt sich verständlicherweise nicht jede Publikation mit der Pflege verbinden. Da kommt dann das Thema, ein Buch im Selbstverlag zu verfassen, wieder stark in den Vordergrund.

Ich habe zudem mit Angelika Wohofsky eine liebe Freundin und kompetente Kollegin, die sich mit Büchern sehr gut auskennt. Sie weiß, wie man ein Buch im Selbstverlag verfassen kann.

Buch im Selbstverlag: Fragen und Antworten

Die Idee ein Buch im Selbstverlag zu verfassen

Christian Pirker: Was meinst Du zu meiner Idee, ein Buch im Selbstverlag zu verfassen? Ist das eine gute Idee und kann ich das als Unternehmensberater gut und erfolgreich umsetzen?

Angelika Wohofsky: Ich habe selbst schon einige Projekte im Selbstverlag veröffentlicht. Und ich kenne Agenturen und Berater, die das auch so praktizieren, weil sie speziell auf ihre Expertise hin sehr zeitnah reagieren können. Gerade Unternehmensberater wissen, dass fachliche und technologische Entwicklungen extrem an Fahrt aufnehmen. In der digitalen Kommunikation, meiner Branche, stehe ich mit einem durch einen Verlag verlegten Buch aber auf einem Recherchestand vor eineinhalb Jahren. Was 2018 in der Digitalisierung geschah ist so dann aktuell, als ob wir übers Autofahren am technologischen Stand der 1950er Jahre sprechen würden. So beträgt die Halbwertszeit für technologisches und digitales Wissen 18 Monate, für betriebliches Fachwissen vier Jahre. Diese Angaben der Business Harvard Review beziehen sich auf acht Jahre alte Studien. Im Grunde müssen wir heute, besonders im Bereich der Digitalisierung, davon ausgehen, dass das, was ich vor einem Jahr lernte, heute nur mehr teilweise gilt. Um die Frage zu beantworten: Ja, es ist eine sehr gute Idee, das Fachwissen im Selbstverlag zu publizieren und damit zeitnah Expertise zu zeigen. Alle Themen, die für ein Whitepaper oder fürs eigene Blog zu umfangreich sind, gehören also in ein Buch. Außerdem kann ein Buch verkauft werden und man hält ein schönes Gimmick für Stammkunden oder für eine Cross- oder Upselling-Kampagne in Händen. Zumal steigert man die Chance, von namhaften Magazinen wahrgenommen zu werden. Eine Beraterkollegin sagt: „Berater sollten mindestens ein Buch schreiben. Das hebt ihre Reputation enorm.“

Die Technik für ein Buch im Selbstverlag

Christian Pirker: Was brauche ich aus technischer Sicht, um ein Buch im Selbstverlag zu verfassen?

Angelika Wohofsky: Eigentlich ist dafür nur ein Computer mit standardmäßigem Schreibprogramm wie Word oder Pages vonnöten. Sind die Themen sehr umfangreich in der Recherche, bietet sich die App von Zotero an. Mit ihr werden Zitate, Quellen und Rechercheergebnisse zentral verwaltet. Mit einem Klick lassen sich daraus die passenden Literaturverweise erstellen. Außerdem können mit nur einem Klick die Suchergebnisse aus der Google-Suche, wenn mit dem Chrome Browser recherchiert wird, in Zotero mit eigenen Verweisen und Anmerkungen abgelegt werden. Auch Zitate aus Google Books legt Zotero ab. Gleichzeitig können mehrere Personen (Mitautoren, Recherchepartnern) an einem Projekt arbeiten. Zotero ist damit auch ein Collaboration-Tool für die Recherche und Textprojekte.

Ein Formatvorlage für ein Buch

Christian Pirker: Gibt es eine Formatvorlage, mit der ich arbeiten könnte bzw. sollte?

Angelika Wohofsky: Die Selfpublishing-Dienstleister bieten auch eigene Formatvorlagen an. Du musst dich nur noch entscheiden, ob dein Buch beispielsweise ein Sachbuch, Taschenbuch, Fotoband, Wissenschaftliche Publikation etc. wird. Diese Formatvorlagen lädt man sich auf den eigenen Rechner, die alle als Word-Dokument abgelegt werden. In diese Vorlagen wird der Text direkt eingearbeitet.

Zur Erstellung des Buchcovers nütze ich die Formatvorlagen der Canva-App. Canva ist ein gratis Desktop-Publishing Tool, das auch für alle anderen digitalen Medienformate genützt wird.

Ich kenne außerdem Selfpublishing-Dienstleister, die einen Online-Editor anbieten, sodass man ein Buch online schreiben kann. Dieses wird dann automatisch ins passende Format konvertiert. Der Text liegt dabei in der Cloud des Dienstleisters. Das Schreiben im Online-Editor erfolgt, als ob ich ein Blog schreiben würde.

Die Kosten für ein Buch im Selbstverlag

Christian Pirker: Wie viel kostet es mich, abgesehen von meiner eigenen Zeit, ein Buch im Selbstverlag zu verfassen?

Angelika Wohofsky: Ein Buch im Selbstverlag zu verlegen ist äußerst kostenfreundlich. Klar die Arbeitszeit für Recherche und fürs Schreiben muss investiert werden. Danach fallen nur noch die Kosten für einen Probedruck an. Die ISBN-Nummer und die Meldung im Verzeichnis der lieferbaren Bücher inklusive Meldung der Pflichtexemplare an die Nationalbibliothek übernimmt im Regelfall der Publishing-Dienstleister. Wenn du beispielsweise Produktionskosten von 12 Euro hast, die automatisch nach dem Hochladen des Manuskriptes auf die Publisherplattform berechnet werden, dann zahlst du nur diese Summe plus das Porto für den Versand des Probedrucks. Ich kalkuliere für ein solches Buchprojekt rund 20 bis 30 Euro für den Probedruck.

Buchverkauf und nachhaltige Entwicklung

Du musst auch keine Mindestanzahl an Büchern abnehmen, kannst aber für dich ein Kontingent zum Selbstkostenpreis bzw. stark vergünstigt erwerben, um sie bei Veranstaltungen und Vorträgen ans Publikum zu verkaufen. Der Buchverkauf selbst erfolgt automatisch über den Publishing-Dienstleister bzw. über die ihm angeschlossenen Vertriebsplattformen wie Amazon, Thalia, Hugendubel, und wie sie alle heißen mögen. Das Autorenhonorar wird monatlich mit dem Publishingdienstleister abgerechnet und überwiesen. Die Höhe des Honorars richtet sich nach der Anzahl der verkauften Bücher. Gedruckt wird übrigens on demand, also auf Bestellung. Damit ist ein Selfpublishing-Produkt auch äußerst umweltfreundlich, weil nur das gedruckt wird, was auch gebraucht wird. Der gesamte Geschäftsprozess, für den du einen Vertrag mit dem Selfpublishing-Dienstleister online unterschreibst, erfolgt vollkommen automatisiert.

Lektorat

Fürs Lektorat sollte man noch etwas Budget einrechnen. Auch diese Leistung bieten die Selfpublishing-Dienstleister meist gesondert an. Die Kosten dafür sind natürlich vom Umfang des Buches abhängig zu machen.

Alle Rechte behalten

Das Schöne am Selfpublishing ist außerdem, dass du alle Rechte als Autor behältst und die Verträge mit den Selfpublishing-Dienstleistern innerhalb weniger Tage kündbar sind. Auch kann das Honorar fürs Buch selbst festgelegt werden – dieser Buchpreis ist aber dann bindend einzuhalten; auch für dich. Und die Nutzungsrechte für die Herausgabe des Werkes, die auf klassische Verlage für 70 Jahre übertragen werden, entfallen beim Selfpublishing. Wie gesagt, man behält alle Rechte als Autor und nützt die Selfpublishing-Dienstleister ausschließlich für den Druck und die Registrierung im Verzeichnis lieferbarer Bücher des Werkes. Sogar große Fachverlage nützen heute dieses „Publishing on demand“, weil sich die Auflagen von Fachbüchern nicht mehr rechnen.

Fazit: Falls du das Lektorat auch selbst machst, oder ein guter Freund Korrektur liest, rechnest du mit Kosten von 20 oder 30 Euro je Veröffentlichung.

Die Does und Doen’ts

Christian Pirker: Was sind die Does und Doen‘ts, die ich gleich zu Beginn beachten sollte?

Angelika Wohofsky: Das Buchkonzept sollte noch vor Beginn des Schreibprozesses erstellt werden. Zumindest sollte man die großen Abschnitte schon fixiert haben. Das erleichtert das Schreiben ungemein.

Suchmaschinenoptimierte Buchtitel

Was den Buchtitel betrifft, sollte dieser für Suchmaschinen optimiert ausgewählt werden. Denn Bücher werden heute online gesucht, gefunden und auch gekauft. Eine gute Keyword-Recherche zum Buchthema sollte unbedingt vorgenommen werden. Das schließt auch das Erstellen einer eigenen Landingpage fürs Buch mit ein. Eine Landingpage, das ist eine einseitige Präsentationsseite im Web, die den Kurztitel des Buches trägt. Eine Art Homepage, nur fürs Buch oder für ein Produkt. Deswegen ist ein Buch, das von einem Unternehmen (Berater, Coach,…) geschrieben und herausgegeben wird, auch immer in die Content Strategie des Unternehmens einzubinden.

Probedruck

Bevor das Buch dann veröffentlicht wird, es quasi live geht, sollte unbedingt ein Probedruck bestellt werden. Denn zu diesem Zeitpunkt kann noch korrigierend ins Manuskript eingegriffen werden. Danach geht nichts mehr. Danach geht nur noch, das Buch vom Markt zu nehmen.

Auch die in den Formatvorlagen eingestellte Schriftart sollte beibehalten werden. Meist handelt es sich um eine Serifen-Schrift wie Garamond. Die Schrift entscheidet, ob und wie gut ein Buch gelesen werden kann. Gerade Unternehmen sollten bei der Buchschrift nicht auf ihr Corporate Design und der Hausschrift pochen. Buch ist anders und funktioniert auch anders.

Dafür kann am Ende eines Buches, Eigenwerbung eingebracht werden. Hier kann man schon mal so tun, als ob es sich um Sponsoring-Anzeigen eines Unternehmens handelt.

Bewerbung und Marketing

Was es zu vermeiden gilt? Hier die Antwort. Verlasse dich nicht auf den Publishing-Dienstleister in Sachen Vertrieb und Verkauf. Denn der druckt nur das Buch und meldet es an wichtige Schnittstellen. Die Bewerbung und das Marketing des Buches kommen vom Autor. Publiziere also nie ohne Marketingkonzept, ohne Content-Strategie und bei wichtig Publikationen auch nie ohne Landingpage. Auch sollte ein Buch in die Expertise und Positionierung des Unternehmens, des Beraters passen.

Der Verlag bin ich

Übrigens, der Verlag bist du, ist der Autor selbst. Wenn ausschließlich die eigenen Bücher auf diese Weise veröffentlicht werden, dann gilt man als Selfpublisher. Beginnst du, für andere Menschen Bücher auf diese Art zu veröffentlichen, bist du ein Verlag und musst ein Verlagsgewerbe anmelden.

Ein Pseudonym?

Letzter Tipp: Falls du über außerhalb des eigenen Fachgebiets liegende Themen schreiben willst (Science Fiction, Fantasy, Krimis, Erotikromane,…), lege dir dafür ein Pseudonym zu. Denke dran, Bücher werden online gesucht, gefunden und gekauft.

Angelika Wohofsky

„Digitale Kommunikation ist mein Job.“ Und, ich unterstütze Menschen und Unternehmen bei einem konstruktiven Weg durch die Krise. Dafür gibt es das Projekt #krisemeistern mit Webinaren, 1:1-Coachings sowie Bücher im Selbstverlag. Die gelernte Germanistin und Geografin arbeitet als Unternehmensberaterin für Digitale Kommunikation, publiziert print und digital seit mehr als zwei Jahrzehnten und schöpft aus einer ebenso langen Erfahrung in Kommunikation, PR, Marketing und Journalismus. Kontakt: www.wohofsky.at oder office@wohofsky.at ; Aktuelles Buch: „Communications – Krise meistern mit bewusster Kommunikation“.