Der Kompetenzbegriff in der Pflege – das ist der Titel des Beitrags von Christian Pirker in der Ausgabe 3/2019 der Österreichischen Pflegezeitschrift (ÖPZ). Diese Ausgabe hat den Schwerpunkt „Reflexion – Pflegerische Kompetenz“. In diesem Blogbeitrag soll das Thema kurz umrissen werden und zum Nachdenken anregen.

Der Kompetenzbegriff

Der Begriff der Kompetenz ist in den letzten Jahren zu einem der meistgenutzten und populärsten Begriffe in Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft, Pädagogik und in der Pflege geworden. Dabei hat der Begriff ein Problem, das wohl alle Modebegriffe gemein haben. Er wird unklar und unscharf verwendet, er wird inflationär verwendet und seine Qualität leidet unter seiner Popularität. Das gilt einerseits für den Begriff an sich und andererseits für die Verwendung in Wortkombinationen, wie etwa

Kompetenz ist derzeit einer der international am meisten diskutierten Begriffe in der Bildungswissenschaft. Das gilt sowohl für den schulischen als auch für den beruflichen Bereich. Diese zunehmende Bedeutung der Kompetenz in der pädagogischen Praxis bedeutet allerdings nicht, dass sich in der Erziehungswissenschaft ein entsprechend neues Forschungsgebiet etabliert hat. Es zeigt sich, dass der Begriff der Kompetenz etymologisch über eine lange und differenzierte Geschichte verfügt, dabei an unterschiedliche Forschungstraditionen anschließt, wie etwa der Intelligenz-, Persönlichkeits- und Motivationsforschung sowie zudem in nicht pädagogischen Forschungskontexten verwendet wird. (vgl. Maag Merki 2009, S. 492)

Das Wort Kompetenz war im Deutschen lange Zeit auf die Rechtssprache beschränkt. Es hat dort die Zuständigkeit von Organen des Staates, Behörden und Gerichten bezeichnet. Die ersten wissenschaftlichen Arbeiten zum Begriff Kompetenz stammen aus der Linguistik (Noam Chomsky) sowie der Psychologie Robert White (1904-2001) und David McClelland (1917–1998).

Es ist vorab wichtig, zwischen Kompetenz und Qualifikationen zu unterscheiden. Kompetenz ist mehr als Qualifikationen. Qualifikationen sind alle Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, über die eine Person für die erfolgreiche Ausübung ihrer beruflichen Aufgabe verfügen muss. Kompetenz beinhaltet darüber hinaus noch motivationale Elemente sowie die Frage der Autorisierung. Somit lässt sich Kompetenz nicht ausschließlich auf Qualifikationen zurückführen.

Der Kompetenzbegriff in der Pflege

Insgesamt fehlt noch eine treffende Definition von Kompetenz in der Pflege. Aus den wissenschaftlichen Arbeiten der letzten Jahren und der Erfahrung in der beruflichen Praxis in der Pflege lässt sich folgende Definition herausarbeiten:

Kompetenzen sind Handlungsdispositionen, die Handlungsfähigkeit („Können“) und Handlungsbereitschaft („Wollen“) sowie die Zuständigkeit („Dürfen“) miteinschließen.

Nur wenn alle drei Dimensionen gegeben sind, kann man in der Pflege von Kompetenz sprechen. Somit geht der Begriff der Kompetenz weit über die Begriffe „Fähigkeiten“ und „Qualifikation“ hinaus. Diese Handlungsdispositionen stehen in engem Zusammenhang mit dem Begriff der Selbstorganisation und werden
von manchen Autoren auch als „Selbstorganisationsdispositionen“ (Erpenbeck/Sauter 2017) gesehen.

Kompetenz in der Pflege – Das KWD-Modell

Abb.: Kompetenz in der Pflege – Das KWD-Modell (Pirker 2019, S. 24)

Genau hier kommt es speziell in der Pflege zu einem kritischen Punkt. Es liegt in der Praxis oft nicht am Können oder Wollen, allerdings im weitesten Sinne am „Dürfen“. Das gilt insbesondere für das Pflegemanagement bzw. die Managementkompetenz in der Pflege. (Pflegeheim, Mobile Krankenpflege, Krankenhaus, Rehaklinik etc.)

Allerdings geht Kompetenz in der Pflege weit über den Begriff der Managementkompetenz hinaus. Vor wenigen Wochen habe ich das Seminar Pflege 4.0 in Villach abgehalten. Dabei kamen wir nicht nur auf die Kompetenz im Zusammenhang mit „Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“ zu sprechen.

Lesen Sie dazu mehr in meinem Beitrag in der Österreichischen Pflegezeitschrift, 03/2019!

Christian Pirker und Kompetenz in der Pflege

Christian Pirker hat zum Thema „Der Kompetenzbegriff in der Pflege“ einen mehrdimensionalen Zugang.

Unternehmensberatung und Kompetenz

Als Unternehmensberater spielt Kompetenz in der Pflege in mehreren Bereichen eine entscheidende Rolle. Ob es etwas um die Managementkompetenz in der Pflege geht (Pflegemanagement) oder aber um das Lernen in und von Organisationen (Lernende Organisation).

Managementtraining und Kompetenz

Als Managementtrainer spielt Kompetenz in der Pflege ebenso eine große Rolle. Sowohl auf der Metaeben, wenn es um effektives Lernen in Organisationen geht, aber auch auf der Ebene der Managementseminare, wenn es um die Themen Pflegemanagement oder Pflege 4.0 geht.

Coaching und Kompetenz

Im Coaching geht es ebenso um Kompetenz in der Pflege. Das Coaching ist wohl der persönlichste Zugang zum Thema Kompetenz.

Keynote und Impulsvortrag

Als Keynote Speaker geht es immer um die Vermittlung von Wissen und Kompetenz. Das gilt ebenso für Keynotes in der Pflege. Ein Paradethema der letzten Jahre ist Industrie 4.0 trifft auf starke Pflege. Alternativ gibt es den kritisch-fragenden Zugang mit Wie viel Digitalisierung braucht die Pflege?

Literatur zu Kompetenz und Pflege

John Erpenbeck, Werner Sauter W. (Hrsg.): Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Bausteine einer neuen Lernwelt, Stuttgart 2017.

Katharina Maag Merki K.: Kompetenz. In: Andresen, S. [u.a.]: Handwörterbuch Erziehungswissenschaft, Weinheim, Basel 2009, 492-506.

Christian Pirker: Der Kompetenzbegriff in der Pflege. In: Österreichische Pflegezeitschrift, 3/2019, S. 23-26.

Christian Pirker: Pflegemanagement. Vielschichtig mit Unschärfe. In: Die Schwester – Der Pfleger, 5/2019, S. 52-55.

Christian Pirker: Wie viel Managementkompetenz braucht die Pflege? In: Österreichische Pflegezeitschrift, 1/2019, S. 31-34.