„Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawick 1993). Wir können jedoch darauf Einfluss nehmen, wie wir kommunizieren. Dabei kann das Modell der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) von Marshall B. Rosenberg dienlich sein. Dieses Kommunikationsmodell geht davon aus, dass alles was ein Mensch jemals tut, ein Versuch ist seine Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn wir eine lebensdienliche Sprache wählen, die zur Verbesserung der Beziehungsqualität beiträgt, kann dies zu Lösungen führen, die auf gegenseitige Rücksichtnahme, Respekt, und Konsens basieren.
Wertschätzende Kommunikation im Unternehmen
Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten, erfüllen sich mit dieser Tätigkeit eine Vielzahl von Bedürfnissen und Wünschen. Mit dem Geld, das wir für die geleistete Arbeit bekommen, decken wir uns Bedürfnisse des täglichen Lebens, wie Essen, Kleidung, Freizeitaktivitäten und Urlaub. Auch mit der Arbeit an sich erfüllen wir uns eine Vielzahl von Bedürfnissen, beispielsweise Anerkennung, Wertschätzung, sinnvolles Handeln und Mitwirken, Gemeinschaft und Zugehörigkeit, Effizienz, Lernen und sich Herausforderungen stellen uvm. Die Arbeit soll das Leben auf allen Ebenen bereichern.
Wertschätzende Kommunikation ist bitten statt fordern
Eine Möglichkeit aktiv wertschätzende Kommunikation einzusetzen ist bitten statt fordern. Bitten werden jedoch als Forderung aufgefasst, wenn der andere davon ausgeht, dass er mit Konsequenzen rechnen muss, wenn er der Aufforderung nicht nachkommt. Er reagiert entweder mit Unterwerfung oder Rebellion. Wer reagiert schon wohlwollend auf Forderungen? Niemand. Jedoch richtiges Bitten will gelernt sein:
- Es ist wichtig Bitten in Verbindung mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen auszudrücken. Denn unser Gegenüber will wissen, warum er etwas tun soll. Sein Handeln bekommt für ihn dadurch einen Sinn (Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit).
- Bitten in einer positiven Handlungssprache formulieren. Denn wenn wir bitten, was wir nicht wollen, kann es passieren, dass der Bitte zwar Folge geleistet wird, jedoch nicht die Handlungen gesetzt wird, die wir eigentlich wollten.
- Bitten in einer klaren Handlungssprache formulieren, so konkret wie möglich. Denn auf vage, universelle Bitten bekommt man ein JA, jedoch überlässt dem Gegenüber den Gestaltungsspielraum. Je konkreter wir sagen, was uns am Herzen liegt, umso wahrscheinlicher ist es, zu bekommen, was wir wollen.
- Bitten sollen mit dem Ziel geäußert werden, eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen. Das heißt, es kann auch ein NEIN auf die Bitte kommen. Jedoch ist das niemals das Ende der Diskussion, sondern die Suche nach einem Konsens beginnt.
- Bitten können auch Verbindungsbitten sein. Beispielsweise könnten wir die andere Person darum bitten zu wiederholen, ob sie das eben Gesagte verstanden hat.
Ob wir eine Bitte statt einer Forderung ausgesprochen haben, erkennen wir an der Reaktion der anderen Person.
Dies ist nur eine Möglichkeit mit wertschätzender Kommunikation die Beziehungsqualität zu Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen in Unternehmen zu fördern. Fordern sie noch oder bitten sie schon?
Literatur
Rosenberg, Marschall B. (2007): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Paderborn: Junferman
Watzlawick, Paul; Bavelas, Janet H.; Jackson, Don D. (1993): Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 8. Aufl. Bern: Huber.
Die Autorin
Andrea Eichholzer BA, Erwachsenenbildnerin mit der Spezialisierung auf expansives Lernen und Begleitung von Veränderungsprozessen, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation nach M.B. Rosenberg (GFK).
Meine Leidenschaft gilt der Entwicklung als Individuum. Stets auf der Suche das Leben einfacher, interessanter und wertvoller zu gestalten, lässt mich meine Neugier immer wieder Neues entdecken. Nun ist es mein Ziel, mein Wissen und meine Erfahrungen in gebündelter Form auch weiterzugeben. Ich liebe den persönlichen Kontakt zu meinen Kunden*innen und Freund*innen, und freue mich sie bei ihrem ganz individuellen Wachstumsprozess sanft und liebevoll zu begleiten.
Herzlichen Dank an Andrea Eichholzer für diesen interessanten Beitrag über Wertschätzende Kommunikation und Führung. Das Thema ist nicht alltäglich und kann die bestehende Diskussion über Unternehmen, Führung und Kommunikation durch eben diese wertschätzende Kommunikation bereichern. (Christian Pirker)
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