Gastbeitrag von Dr. Gerhard Breitkreuz
Das Thema „Fachkräftemangel“ grassiert seit einigen Jahren in den europäischen Ländern. Dabei ist die aktuelle Ausgangslage in den einzelnen Ländern und Regionen weit auseinandergespreizt. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in den südlichen Ländern mit Höchstständen von 40 % prekär, in anderen Regionen wie z.B. in Süddeutschland macht man sich Sorgen, den Qualifikationsbedarf der Unternehmen zu decken.
Trotz dieser Unterschiede in der Qualifikations- und Bildungspolitik sollte man den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch Studienabbrüche, Ausbildungsplatzabbrüche und anderen Fehlallokationen entsteht, nicht unterschätzt.
Grundsätzlich bedeutet ein Studienabbruch – oder wie von uns noch konkreter zu erfassen – ein Jahr der Studienabbruchverzögerung! – einen Verlust an Bruttowertschöpfung. Darüber ist man sich in Deutschland bewusst. Studien des Hochschulinformationssystems (His), des Stifterverbandes der Wissenschaft und der OECD zeigen, dass die Rendite eines Akademikers gegenüber eines Facharbeiters um 2/3 größer ist. Die Rendite beträgt mittlerweile 7% oder ungefähr eine halbe Million Euro im Berufsleben.
Eine frühzeitige Umorientierung, oder gar Verhinderung des Abbruches, sind konkrete Steuereinnahmen und Ausgabenreduzierungen für die Bundesländer. Somit existiert eine eindeutige Korrelation zwischen der Anzahl der Studienplätze und dem Wirtschaftswachstum des Bundeslandes.
Ebenfalls steigt das Renommee der ausgewählten Studienorte. So ist doch die Anzahl der Studienabbrecher ein anerkanntes und solides Akkreditierungsargument.
Das hat zu unserer Studienabbrecher – Initiative in Norddeutschland geführt. Nach einer gemeinsamen Auswertung durch das Bildungszentrum der Grone in Lübeck und meinem Projektbüro gibt es an den Hochschulen der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg überdurchschnittliche Abbrecherquoten. Davon sind nicht nur die traditionell mit 50 % betroffenen Studiengänge in Mathematik oder Ingenieurwissenschaften tangiert, sondern auch eine Vielzahl von anderen Fächern. Während bundesweit ungefähr 28% ein Studium abbrechen, sind es in diesen Bundesländern über 35%.
Deshalb diese Initiative, weil nicht nur die Anzahl der Studienabbrecher reduziert werden soll, sondern auch mit Hilfe einer guten externen und internen Beratung an den Hochschulen und den Bundesagenturen für Arbeit der Studienabbruch verhindert werden soll. Dabei soll relativ schnell über den Matchingprozess mit Ausbildungsstellen der Kammern, den örtliche und überörtlichen Arbeitsagenturen und den Career-Centern an den Hochschulen eine optimale Tätigkeit für den (latenten) Studienabbrecher gefunden werden soll. Dabei bietet das deutsche Ausbildungssystem unterschiedliche gut funktionierende Alternativen an. Das kann eine qualifizierte duale Ausbildung ebenso sein, wie das Studium an einer berufsbetonten Hochschule. Das wird aus unterschiedlichen Gründen ein spannender Prozess Zum einen sind die unterschiedlichen Motivationen und Studienlängen der Abbrecher zu berücksichtigen, zum anderen sollen die Kompetenzen mit angerechnet werden. Eine interessante Überlegung in diesem Projekt sind Anrechnungsmöglichkeiten von Modulen und Creditpoints auf die duale Ausbildung. damit für beide Partner der Ausbildung dieser Weg attraktiv wird.
Über den Autor:
Dr. Gerhard Breitkreuz begleitet Projekte aus dem Gesundheits- und Personalmanagement.
Weiterer Beiträge von Herrn Dr. Breitkreuz:
Ich danke Herrn Dr. Breitkreuz für seine klaren Worte und dass er sich dieses wichtigen Themas angenommen hat.
Der Zustand unserer Universitäten ist zumindest es ernst zu bezeichnen und die Frage ist auch, ob das was die Universitäten teilweise noch anbieten, überhaupt noch den Namen Studium verdient. Dazu kommen noch die von Gerhard Breitkreuz genannten Probleme, die es den jungen Menschen, aber auch der Volkswirtschafts als Ganzes nicht einfacher machen.
Der Fachkräftemangel ist in einigen Bereichen bereits zu spüren, aber in den nächsten 20 Jahren wird es ein immer ernsteres Thema.