Gastbeitrag von Michaela Mikl

Als ich mein Bachelorstudium abgeschlossen hatte, beschloss ich neben dem Masterstudium zu arbeiten. Diesen Entschluss sollte ich noch bereuen, aber dazu später.

Ist man als Student auf der Suche nach einem Nebenjob, einem der sich idealerweise mit dem Studium vereinbaren lässt, stößt man leicht an seine Grenzen. Um nicht allzu viele Kurse an der Universität zu verpassen, liegt die Schmerzgrenze bei einer Teilzeitbeschäftigung.

Kriterien des Traumjobs:

  • Flexible Zeiteinteilung
  • Geringfügig oder Teilzeitarbeit (max. 20h)
  • Gute Bezahlung
  • Arbeitsfeld stimmt mit dem Studium überein

Mit diesen Kriterien und Wunschvorstellungen beginnt der Student Bewerbungen zu schreiben. Es folgen die drei typischen Stufen eines Studenten auf Arbeitssuche:

Die 3 Stufen der Jobsuche

 

1.Stufe – „für mich nur das Beste“

Profil: Der arbeitsuchende Student ist höchst motiviert, glaubt an seine Fähigkeiten und an den Wert des abgeschlossenen Studiums. Auf die Kriterien des Traumjobs wird penibel geachtet.

In der ersten Stufe ist der Student äußerst motiviert und sucht sich die besten und passendsten Stellenangebote heraus. Doch mehr als drei Bewerbungen möchte er nicht verschicken, sonst weiß er ja nicht wem er absagen soll!

Die Vorstellung eines Studenten, gleich seinen Traumjob zu finden, ist einerseits süß, andererseits sehr naiv. Es werden nur Bewerbungen verschickt, die perfekt in seinen Zeitplan passen und seinem Traumjob nahekämen. Geduldig wartet er nun auf Rückmeldungen und es vergehen ein Monat, zwei Monate… Auf die Idee, dass jemand anderes die Arbeit erhalten hat, kommt er in dieser Stufe noch nicht.

2.Stufe – „ich gebe mich auch mit weniger zufrieden…“

Profil: Der arbeitsuchende Student ist motiviert, jedoch enttäuscht und versucht diese Enttäuschung durch eine Vielzahl an Bewerbungen zu senken. Die Kriterien des Traumjobs bleiben, bis auf die Bezahlung, erhalten. Die spielt keine Rolle mehr.

In der zweiten Stufe sinkt die Motivation bereits ein wenig, angetrieben durch die Enttäuschung keine Rückmeldungen erhalten zu haben. Er würde sich auch mit anderen Jobs, jenen die nicht seine Traumjobs wären, zufrieden geben.

Einen Funken Hoffnung besitzt der Student noch, da die Bewerbungsfrist noch nicht abgelaufen sein könnte. Jedoch schwindet mit jedem Monat die Hoffnung auf ein glückliches Ende und es folgt ein Verzweiflungsakt, indem zwanzig Bewerbungen ausgeschickt werden. Wenn auch auf diese keine Antworten kommen, zerfließt er in Selbstmitleid. Dies kann sich durch den aggressiven Wunsch, den nächsten akademischen Grad so schnell wie möglich in der Tasche zu haben, zeigen. Dadurch wird der Gedanke, dass er am Arbeitsmarkt nicht angekommen ist, erstmals in den Hinterkopf verbannt.

3.Stufe – „bitte gebt mir einen Job, egal welchen!“

Profil: Der arbeitsuchende Student ist enttäuscht, verzweifelt und hat den Glauben an sein Studium verloren. Er sucht nach einem Job außerhalb seines angestrebten Berufsfeldes. Die Kriterien des Traumjobs spielen keine Rolle mehr, es wird nur noch auf die Beschäftigungsart geachtet.

In der dritten Stufe ist die Vision eines Traumjobs verloren. Der Student sucht nach einem Job, wobei es nicht darauf ankommt welcher es ist, sondern nur die Arbeit zählt.

Im Laufe der Zeit drängt sich der Gedanke, es nicht zu schaffen, jedoch des Öfteren wieder an die Oberfläche. Deshalb unternimmt er einen erneuten Versuch im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Diesmal soll es klappen! Die Anforderungen werden heruntergeschraubt und er gibt sich mit Jobs als Kellner oder Verkäufer zufrieden, wo man so bezahlt wird, als hätte man noch niemals eine Universität von innen gesehen.

Inserat der Zukunft

Aufgrund der oben genannten Stufen der Arbeitssuche, schließt man darauf, dass das Finden eines geeigneten Berufes, trotz erforderlicher Qualifikation, immer schwieriger wird. Wie würde nun ein Inserat für eine/n Kellner/in im  Jahre 2020 aussehen, wenn sich der Arbeitsmarkt derart wandelt?

Kellner/in gesucht:
Abgeschlossenes Studium (bevorzugt Masterstudium) erforderlich

Mehrjährige Berufserfahrung von Vorteil

Von den Bewerber/innen wird Kreativität, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Springertätigkeit, hohe Belastbarkeit und Flexibilität erwartet.


Über die Autorin:

Michaela Mikl B.A., studiert „Erwachsenen- und Berufsbildung“ im Masterstudium an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Im Rahmen ihres Praktikums bei Christian Pirker bearbeitete sie das Thema Entwicklung und Konzeption von Seminaren.