Wenn Sie die Zeitung aufschlagen, finden Sie kein Stellenangebot, in dem von den Bewerbern nicht Teamfähigkeit gefordert wird. Die neuen Bedingungen am Arbeitsmarkt sind Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und eben auch Teamfähigkeit. In jedem Unternehmen und für beinahe jede Aufgabe werden Teams gebildet. Doch wie effektiv ist die Arbeit in einer Gruppe?

Ausflug in ein Meeting

Sie sitzen in einer Gruppe von sechs Personen und bemühen sich verkrampft nicht einzuschlafen. Zwei weitere Gruppenmitglieder eifern Ihrem Vorbild nach, die anderen starren Löcher in die Luft und Ihr Gruppenanführer präsentiert Ihre, oder besser gesagt, seine Ergebnisse.

Bestimmt ist Ihnen so eine Situation schon ein paar Mal oder womöglich gerade erst gestern passiert. Solche Ereignisse werden als „social loafing“ bezeichnet.

Was ist „social loafing“?

„Social loafing“ wird mit „sozialem Faulenzen“ übersetzt und ist „eine Abnahme der individuellen Anstrengung durch die soziale Anwesenheit anderer“ (Lantané 1979).

„Social loafing“ ist ein unbewusster Prozess und er tritt verstärkt bei Routineaufgaben auf. Bei diesem Phänomen strengt sich die Einzelperson in einer Gruppe weniger an um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, als wenn sie allein dafür verantwortlich ist. Je größer die Gruppe ist, desto konstanter sinkt die Leistung der Einzelpersonen.

Chronologie

Im Jahre 1882 beschäftigte sich Maximilian Ringelmann mit dem Phänomen. Er untersuchte mittels Seilziehen die Arbeitseffizienz von Tieren und Menschen. Er fand heraus, dass die Leistung in Gruppen kleiner ist, als die Summe jener Leistungen, die eine Einzelperson für sich alleine erbringen würde.

92 Jahre vergingen, ohne dass sich jemand weiter damit beschäftigte. Erst 1974 setzte sich der Psychologe Alan Ingham und dessen Team mit dem Ringelmann-Effekt auseinander. Er arbeitete u.a. mit Pseudogruppen und war nicht nur an Koordinations- sondern auch an den Motivationsverlusten interessiert.

Der Psychologe Bibb Lantané und dessen Team ist der Namensgeber des Phänomens. Sie bezeichneten es im Jahre 1979 als „social loafing“. Sie arbeiteten mittels Händeklatschen in Gruppen und fanden heraus, dass die Lautstärke nicht konstant stieg.

Ursachen

Die Ursachen für das Auftreten von „social loafing“ sind unbekannt. Es kann allerdings vermutet werden, dass das Gehirn ökonomisch arbeitet und daher in Situationen, in denen nicht die Einzelleistung zählt, unbewusst auf „Sparbetrieb“ schaltet.

Eine Person bemüht sich demnach nur, wenn die Anstrengung dazu führt, dass sie nach Beendung ein bedeutendes Ergebnis erreichen kann. Die Leistung sinkt sofort, wenn die Person glaubt, dass die eigene Anstrengung nicht relevant für das Gruppenergebnis ist. Umgekehrt steigt bei komplexen Aufgaben die Leistung des Einzelnen um die Gruppe zu unterstützen.

Problematisch ist „social loafing“ in Kontexten, wo als Gesamtgruppe Leistung erbracht werden muss, wie es beispielsweise in der Wirtschaft oder im Sport der Fall ist.

Prävention

Wie „social loafing“ verhindert werden kann, ist nicht erforscht. Folgende Maßnahmen tragen aber dazu bei, dass dieses Phänomen reduziert werden kann:

•    Einzigartigkeit: Das Verantwortungsgefühl jedes Teammitgliedes erhöhen und die Einzigartigkeit jedes einzelnen Beitrages hervorheben.
•    Organisation: Teammeetings durchführen und Ursachen für eventuelle Missstimmungen klären.
•    Identifizierbarkeit: Die Aufgaben verändern und die Schwierigkeitsgrade an die Teilnehmer anpassen.
•    Wettbewerb schaffen: Gruppenvergleiche durchführen, denn nur wenn die Gruppe ihr Ziel erreicht, kann für jedes Mitglied ein individueller Nutzen entstehen.
•    Gruppenzusammenhalt stärken: Verständnis für andere entwickeln. Jedem Teammitglied die individuelle Bedeutung und Wichtigkeit für das Team aufzeigen.
•    Individueller Beitrag: Teilaufgaben unter den Mitgliedern verteilen, um die individuelle Leistung zu erhöhen und zu garantieren, dass jeder beteiligt ist. Das Gruppenergebnis soll von jedem Einzelnen abhängen.

Heutige Situation

Teamarbeit ist heutzutage in Unternehmen nicht mehr wegzudenken.

Es gibt zwei Meinungen über das Phänomen.

Die eine Seite ist der Ansicht, dass der Effekt des „social loafing“ immer weiter in den Hintergrund rückt und kaum noch vorkommt. Grund dafür sind die Leistungskontrollen in Firmen mit modernen Personalführungsinstrumenten. Ebenso führt der gestiegene Druck am Arbeitsplatz dazu, dass sich niemand mehr verstecken kann, sondern jeder aktiv an Projekten teilnehmen muss.

Die anderen glauben allerdings, dass „social loafing“ nach wie vor präsent ist und nicht verschwinden wird. Sie fühlen sich dazu verpflichtet neue Gruppenmethoden zu entwickeln um dies zu verhindern.

Ankündigung

Am 13.11. findet um 14:00 ein Webinar in der Management Skills Group (MSG) (Koproduktion Klagenfurt  und Berlin) statt. Das Thema ist „How to develop great teams?“, wo das Phänomen „social loafing“ eine Rolle spielt.

Über die Autorin:

Michaela Mikl B.A., studiert „Erwachsenen- und Berufsbildung“ im Masterstudium an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Im Rahmen ihres Praktikums bei Christian Pirker bearbeitete sie das Thema Entwicklung und Konzeption von Seminaren.