Der Begriff Industrie 4.0 ist in aller Munde und derzeit akut gefährdet zu einem Modewort zu werden, das man bei jeder passenden Gelegenheit fallen lassen kann. Überraschend ist, dass der Begriff nicht aus den USA sondern aus Deutschland kommt. Ähnliche Begriffe sind „Internet der Dinge“ und „smart factory“. Dabei geht es immer um Digitalisierung.

Industrie 4.0

Einige Definitionen und Aussagen zur Industrie 4.0:

  • Wikipedia: „Industrie 4.0 (auch Intelligente Produktion und Vierte industrielle Revolution) bezeichnet die Informatisierung der Fertigungstechnik und der Logistik bei der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation.“
  • Fraunhofer Austria: „Die Industrie 4.0 ist eine Reaktion auf den Trend industrielle, technische Prozesse und Technologien mit dazugehörigen Geschäftsprozessen durch Informations- und Kommunikationstechnologien umfassend miteinander zu verknüpfen.“
  • Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung: „International steht Industrie 4.0 heute für die Digitalisierung der Industrie.“
  • Gabler Wirtschaftslexikon: „‚Industrie 4.0‘ ist ein Marketingbegriff, der auch in der Wissenschaftskommunikation verwendet wird, und steht für ein „Zukunftsprojekt“ der deutschen Bundesregierung. Die sog. vierte industrielle Revolution zeichnet sich durch Individualisierung bzw. Hybridisierung der Produkte und die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in die Geschäftsprozesse aus.“

Man liest hier „intelligente Produktion“, „vierte industrielle Revolution“, „Informatisierung der Fertigungstechnik und der Logistik“, „Reaktion“, „miteinander verknüpfen“, „Digitalisierung der Industrie“, „Marketingbegriff“ und „Zukunftsprojekt“. Ein schöner bunter Blumenstrauß.

Industrie 4.0 in Kärnten

Die Wirtschaftskammer Kärnten und der Software Internet Cluster (SIC) bemühen sich seit einiger Zeit das Thema Industrie 4.0 in Kärnten zu verankern und voranzutreiben. Der SIC hat dazu im Jänner 2016 einen entsprechenden Schwerpunkt gesetzt. Helmut Guggenberger (Augmensys) und Manfred Kollegger (Andritz Group) zeigten im Rahmen der Veranstaltungsreihe “FIT for Future” (18. Jänner, Klagenfurt), wie sie mit smarten Daten Industrie 4.0 Wirklichkeit werden lassen. Am 21. Jänner gab es eine interessante Exkursion zur Firma Flex (vormals Flextronics) nach Althofen. Christoph Schaller (Flex) hat uns dabei gezeigt, wie Flex das Thema Industrie 4.0 angeht bzw. lebt. Besonders interessant ist die Aussage, dass sie mit einer bewussten Veränderung der Unternehmenskultur in Richtung mehr Offenheit und Lernen begonnen haben. Am 26. Jänner gibt es noch die Exkursion zu Infineon (Villach). Alles in allem tut sich was in Kärnten und das Thema Industrie 4.0 wird aktiv angegangen.

Christian Pirker und Industrie 4.0

Unsere Unternehmensberatung ist seit 1998 mit dem Thema Digitalisierung der Wirtschaft bzw. der Unternehmen beschäftigt. Das hat sich im Laufe der Zeit in unterschiedlichen Ausprägungen gezeigt und der Wandel hin zu mehr Digitalisierung ist in vielen Bereichen und Branchen erkennbar. 1998 waren es noch Begriffe wie „Internetworked Enterprise“, die damals zukunftsträchtig und wegweisend waren. Unternehmen kamen immer mehr mit dem Internet in Kontakt und viele Bereiche wurden mehr und mehr digitalisiert.

Ich bin bei Modebegriffen immer sehr vorsichtig, weil sie meist inflationär, absolut und nicht reflektiert verwendet werden. Teilweise haben diese Begriffe auch den Charakter eines Zauberwortes. Manchmal erscheinen sie wie Kinderträume – ich mache die Augen zu, wünsche mir was und dann wird es Wirklichkeit.

Industrie 4.0 ist definitiv ein Modebegriff was dazu führt, dass er fast zu viel Öffentlichkeit erhält und eben inflationär verwendet wird. Nicht alles was vermeintlich neu ist, ist Industrie 4.0. Nicht alles ist wirklich neu. Aber das ist nur ein Problem der Verpackung, nicht eines des Inhalts.

Bezüglich des Inhalts ist zu beachten, dass nicht alles Gold ist was glänzt, dass Industrie 4.0 kein fest definierter Zustand ist, den man von heute auf morgen erreichen kann oder soll. Derzeit wird alles Mögliche und Unmögliche unter diesem Begriff subsummiert, was der Qualität der Diskussion nicht unbedingt zuträglich ist. Dazu kommen Nachrichten über Millionen von Arbeitsplätzen die durch Industrie 4.0 verschwinden werden. Das führt dazu, dass das Thema weiter emotional aufgeladen wird. Aber es ist definitiv ein ernstes Thema und die Gesellschaft muss sich die Frage stellen, wie sie damit umgeht?

Industrie 4.0 wird nicht nur von neuen Technologien abhängen. In den Organisationen geht es primär um Menschen und es werden Menschen sein, die auch in solchen intelligenten Fabriken den Unterschied ausmachen werden. Dabei werden Integriertes Lernen, Erfahrungsorientiertes Lernen (EOL), eLearning und Organisationales Lernen die Unternehmensentwicklung treiben. Die Themen Qualifikation, Lernen und Innovation gehen dabei Hand in Hand.

Weiterer Blogbeitrag zum Thema:

Industrie 4.0 Infineon